Eine unvergessliche Nacht
Heute Nacht wede ich eine Grenze überschreiten, ich habe klare Vorstellungen, alles ist besprochen, trotzdem weiß ich nicht genau was auf mich zukommt. Das erregt mich.
Ich bin angespannt, nicht so wie im Job, nein, auf angenehme Weise, ein Gefühl, das ich fast vergessen habe. Ich wünsche mir Erlösung. Ganz tief in mir spüre ich, dass ich sie heute Nacht bekommen werde.
Für die nächsten Stunden habe ich die Führung abgegeben, selbst den Wagen, der mich zum Ziel bringt, steuere ich nicht. Die Blondine, die mich fährt, kennt mein Ziel.
Wir sprechen nicht, hin und wieder sieht sie in den Rückspiegel, unsere Blicke treffen sich, es entspannt mich nichts Belangsloses sagen zu müssen. Sie entspannt mich, sie weiß, wohin ich heute Nacht möchte.
Wir werden langsamer und scheinen unser Ziel erreicht zu haben. Das große schmiedeeiserne Tor vor uns öffnet sich und wir halten auf einem von einer hohen Mauer geschützten Grundstück. Lautlos öffnet meine Chauffeuse die Tür und wir steigen aus. Die kühle Nachtluft holt mich aus meiner Gedankenwelt und ich bemerke nun, dass wir die Stadt tatsächlich weit hinter uns gelassen haben. Hinter dem Anwesen erstreckt sich ein dichter Wald, der die gesamte hintere Seite des Grundstücks umgibt.
Ich werde bereits erwartet. Eine stattliche dunkle Holztür wird geöffnet und eine stilvoll gekleidete Frau begrüßt mich freundlich und zuvorkommend.
Ist sie die Zofe der Hausherrin? Mir wird klar, dass die mir bekannten Bereiche bereits weit hinter mir liegen. Ein Hauch von luxuriösem Nichts umfängt ihren Körper. Sie gefällt mir, mit einem dezenten aber nicht zu übersehenden Hüftschwung lädt mich die attraktive Frau ein, die Gemächer des Clubs zu betreten. Leise Musik dringt zu mir, sie führt mich in einen Raum mit geschmackvollem Dekor und offenem Kamin, die Harmonie dieses Etablissements ist unbestritten, hier ist nichts dem Zufall überlassen.
Als ich zur Seite blicke, bemerke ich, dass die hübsche Zofe den Raum verlassen hat, nach nur kurzer Zeit erscheint sie wieder, meine Blicke gleiten nun genauer über ihren Körper. Ich hätte nichts dagegen, wenn auch sie mir einmal Gesellschaft leisten würde. Mit einem koketten Wimpernschlag überreicht sie mir ein Glas Champagner und einen Briefumschlag der meinen Namen trägt. Als ich diesen öffne, steht dort ein einziges Wort … das bereits ausgemachte Safeword. Jetzt muss ich doch ein bisschen schmunzeln und meine Anspannung löst sich. Ich überlege, was als Nächstes passiert und genieße den Reiz des Unbekannten mit einem Schluck Champagner.
Aus der Ferne ertönen die unverkennbaren Geräusche von Absätzen auf hartem Boden. Meine kurz zuvor gewonnene innere Ruhe ist dahin und mein Herz beginnt schneller zu schlagen, der Moment ist gekommen. Die Ungewissheit lässt mich erschaudern, die Stilettos kommen näher und die Dame des Hauses steht nun vor mir.
Hat mich der Auftritt ihrer Zofe bereits fasziniert, so fehlen mir nun die Worte. Es liegt nicht mehr an dem, was sie trägt, sondern vielmehr daran, wie sie es trägt. Noch nie habe ich eine derartige Ausdrucksstärke wahrgenommen und ich kann nicht fassen, worin sie begründet ist. Jede Bewegung strahlt Überlegenheit aus und es scheint, als wäre Madame von dieser Aura vollkommen umgeben. Keine ihrer Gesten entgeht mir, jede Regung und Bewegung erregt mich. Ich fühle mich als hätte ich nicht nur meine Stadt verlassen, eine bizarre Welt, ein Traum wird Realität, ich kann es kaum fassen.
Der Klang ihrer Stimme, die sich nun direkt an mich wendet, elektrisiert mich. Ich fühle mich wie ein Tier in der Falle, eine, die ich mir ausgesucht habe. Mit ruhigem Schritt kommt sie auf mich zu, sie setzt sich neben mich. Ihr Interesse gilt meinem Wohlbefinden und ob der bisherige Abend meinen Erwartungen entsprochen hat. Als auch sie ein Glas Champagner gereicht bekommt, bemerke ich ihre schönen feingliedrigen Hände. Die Vorstellung von ihr berührt zu werden steigert meine innere Anspannung, noch muss ich mich zurückhalten, aber nicht mehr lange.
Als hätte sie meine Gedanken gelesen, meint sie bestimmt, aber freundlich, dass es nun Zeit wäre. Die Zofe erscheint und folgt uns. Wir steigen die weite, geschwungene Treppe hinauf und betreten die persönlichen Räumlichkeiten von Madame.
Hinter der großen Glasfront sind entfernte Lichter zu erkennen. Gedämpfte Musik setzt einen entspannten und dennoch anregenden Grundton. Es fällt mir auf, dass kein direktes Licht zu erkennen ist und ich dennoch alles gut wahrnehmen kann. Für einen Moment bin ich froh darüber, dass hier keines der üblichen Videos läuft und die Stimmung auf sehr viel subtilere Weise gestaltet ist. Die Zofe tritt an mich heran und führt mich in ein Boudoir, hier kann ich mich noch kurz zurückziehen und mich auf die folgende Nacht vorbereiten.
Nach einiger Zeit klopft die Zofe an die Tür und bittet mich, ihr nun in die weiteren Clubräumlichkeiten zu folgen. Erstaunt beobachte ich, wie sie ein Portal öffnet, wo zuvor nur eine weiße Wand zu sehen war. Wir treten, wie es mir vorkommt, ins Leere, befinden uns bereits über dem Boden und steigen eine mit Kerzen beleuchtete Freitreppe hinauf. Ich zähle jede einzelne Stufe, die nach oben führt. Am Ende der Treppe befindet sich eine weitere Tür.
Die Zofe verabschiedet sich und wünscht mir einen angenehmen Abend. Der Moment ist gekommen, endlich bin ich da, die Türe öffnet sich, nun sehe ich sie, meine Herrin. Ihre Augen funkeln mich an, ihr Lächeln umspielt lasziv die vollen roten Lippen, das Spiel kann beginnen …